Koblenz/Mainz/Trier

Nicht nur Bücher im Angebot: Bibliotheken werden Wohnzimmer der Städte

Von Mona Wenisch
Mehr als nur Bücher ausleihen - Bibliotheken in Rheinland-Pfalz
Schon längst haben Bibliotheken ihre Angebotspalette stark erweitert. Bibliothekar Thomas Koch arbeitet in der Koblenzer Stadtbibliothek – und diese Bohrmaschine ist nur einer von vielen Bestandteilen der dort seit diesem Monat eingerichteten „Bibliothek der Dinge“, die beispielsweise auch Bocciakugeln, einen Globus, eine Nähmaschine und einen Plattenspieler umfasst. Foto: Thomas Frey/dpa

Auf der Suche nach einer Nähmaschine oder einem Bohrhammer? Dann ab in die Bibliothek. Schon längst kann man in den Büchereien im Land nicht mehr nur Bücher leihen. Manche Bibliotheken sind mittlerweile eher zu einer Art Wohnzimmer der Stadt geworden. Und das Interesse der Bürgerinnen und Bürger steigt auch wieder.

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Von diesem Monat an gibt es in Koblenz die „Bibliothek der Dinge“. Dabei stehen rund 100 Gegenstände aus den Bereichen Technik, Haushalt, Handwerk, Spiel und Sport zur Ausleihe bereit. Interessierte können etwa Gummitwist, ein Badmintonspiel, einen Bohrhammer, einen Schallplattenspieler oder auch Hanteln ausleihen.

„Das Projekt ist ein weiterer Schritt zu einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen“, teilte die Stadt mit. „Dinge, die nur selten gebraucht werden, kann man, statt zu kaufen, in der Bibliothek ausleihen.“ In Ludwigshafen gibt es dieses Angebot bereits länger. Derzeit bietet die „Bibliothek der Dinge“ dort 99 Gegenstände an – maximal drei kann man bis zu vier Wochen kostenlos mit nach Hause nehmen. Voraussetzung: Büchereiausweis und mindestens 18 Jahre alt. Jüngere brauchen die Erlaubnis der Eltern.

Bei der hundegestützten Leseförderung liegt der Fokus auf der Stärkung der Lesefähigkeit des Kindes. Das heißt, das Kind liest dem Lesehund vor, und die Aufgabe des Hundes – Abbas – ist es, einfach nur zuzuhören.

Aus der Angebotsbeschreibung der Wormser Stadtbibliothek, die beim Projekt „Lesebegleitung auf 4 Pfoten“ mithilfe eines speziell trainierten Mischlingsrüden Kindern ermöglichen will, in stressfreier Atmosphäre das Laut-Lesen ohne Druck zu üben und dabei Ängste überwinden zu können. Dabei wird die Lesekompetenz gesteigert – auch das Textverständnis und die Kommunikationsbereitschaft werden gefördert.

Die Bandbreite ist groß: von der Spiegelreflexkamera über eine Spielekonsole und Musikinstrumenten bis zum Werkzeugkoffer und einem zusammensteckbaren Fußballtor. Geht etwas kaputt, haftet der Nutzer für den Schaden – außer bei Verschleiß. „Seit Eröffnung gingen aber nur Kleinigkeiten verloren oder kaputt“, betont eine Sprecherin.

In Kaiserslautern können neben Büchern etwa auch Spiele, Comics, Tonie-Figuren, Filme und Hörbücher geliehen werden. In Trier gibt es etwa auch ein großes Onlineangebot: Neben Filmen, Serien, Musik und Hörbüchern stehen hier auch rund 8000 E-Medien für Kinder von zwei bis acht Jahren zur Auswahl.

Schnell ein Buch ausleihen und heim – das ist mittlerweile nicht mehr das allein selig machende Konzept vieler Stadtbibliotheken. 2023 gab es laut Leiterin Andrea May in der Trierer Stadtbibliothek rund 650 Veranstaltungen rund ums Lesen, Schreiben und Recherchieren.

Mehr als nur Bücher ausleihen – Bibliotheken in Rheinland-Pfalz
Bibliothekar Thomas Koch zeigt eine Bohrmaschine aus der «Bibliothek der Dinge» in der Koblenzer Stadtbücherei. Schon längst kann man in den Büchereien im Land nicht mehr nur Bücher leihen. So gibt es etwa in Koblenz und Ludwigshafen eine «Bibliothek der Dinge», andere Städte setzen etwa auf Veranstaltungen. (zu dpa: «Bibliotheken als Wohnzimmer der Stadt») +++ dpa-Bildfunk +++
Foto: Thomas Frey/picture alliance/dpa

Auch in Worms gehören regelmäßige Veranstaltungen zum Portfolio, wie eine Sprecherin schreibt. Dazu zählen etwa ein Bibliotheksquiz, Kreativkurse, ein Robo-Club und ein Manga-Club. Zudem gebe es Autorenlesungen, Vorträge und spezifische Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche.

Für Tierliebhaber gibt es in Worms ebenfalls ein besonderes Angebot: „Ganz neu ist auch unser Lesehund Abbas, der, im Rahmen der Hunde-gestützten Leseförderung, Grundschulkinder beim Lesen lernen unterstützt und Ängste vorm Vorlesen abbaut.“

Das alles kostet Nutzerinnen und Nutzer von Stadtbibliotheken nicht viel. Kinder können die meisten Bibliotheken kostenfrei nutzen, in Trier und Mainz sind sogar alle Menschen bis 18 Jahre beitragsfrei. Für Erwachsene kostet ein Ausweis dort 15 Euro im Jahr, in Mainz 12 Euro, in Worms 20 und in Koblenz 22 Euro.

In Trier gab es laut May im Vor-Corona-Jahr 2019 rund 1100 Neuanmeldungen – im vergangenen Jahr waren es mehr als 2000. Auch die Zahl der aktiven Nutzer – also derjenigen, die tatsächlich hin und wieder etwas ausleihen – ist gestiegen: 2019 waren es noch knapp über 5700, im vergangenen Jahr mehr als 7100.

Die Stadtbibliothek in Kaiserslautern hat ganz ähnliche Beobachtungen gemacht. „Zwischen 2012 und 2019 gab es Jahr für Jahr größere Rückgänge“, hieß es. Seit 2021 steige die Nachfrage wieder leicht an. Und auch aus Worms heißt es: „Nach den Corona-Jahren verzeichnen wir wieder steigende Anmeldungen für den Bibliotheksausweis.“ Dort habe sich die Stadtbibliothek aber auch für viele Schüler und Studenten als Aufenthalts- und Lernort etabliert. Nicht alle von ihnen hätten einen Ausweis – aber auch diese Besucher seien herzlich willkommen.

Die Stadtbibliothek in Trier sei mittlerweile mehr als ein „Ort des Entleihens“, sagt May. „Sie dient den Bürgerinnen und Bürgern jeden Alters sowie den Gästen unserer Stadt als Büro, als Wohnzimmer, als Werkstatt, als Café, als Lerntreff und zu Vielem mehr.“